Das Amt für Gesundheit will informieren und entstigmatisieren
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: von den rund 10.000 Menschen, die sich in Deutschland jährlich suizidieren, sind 40 Prozent 60 Jahre und älter. Psychische Erkrankungen sind mit 90 Prozent der Fälle die häufigste Ursache für Selbsttötungen, sagt Dr. Thomas Götz, der Leiter der Abteilung Psychiatrie am Frankfurter Amt für Gesundheit. Abhängigkeitserkrankungen, seien sie durch Medikamente oder Alkohol verursacht, und affektive Störungen wie Depressionen, machen den größten Anteil bei den psychischen Erkrankungen aus.
Häufig werden Über- oder Unterdosierungen von Medikamenten nicht als Suizide erkannt, generell ist in allen Altersgruppen die Dunkelziffer hoch. Im Amt für Gesundheit wollen jetzt zwei Arbeitsgruppen für eine aktuelle und qualitativ hochwertige Datenlage in Frankfurt sorgen. In der Arbeitsgruppe Suizide arbeitet das Amt für Gesundheit mit Kriminalpolizei, Staatsanwaltschaft und Rechtsmedizin sowie mit Statistikern und Rettungsdiensten zusammen. In der Arbeitsgruppe Suizidversuche sorgen Krankenhäuser, Rettungsdienste, niedergelassene Psychiater und Psychologen, sowie psychiatrische Konsiliardienste (Beratungsdienste) mit dem Gesundheitsamt für aktuelle Daten. Ziel ist es, Risikogruppen zu definieren und gezielt Prävention anzubieten.
Der Prävention und Entstigmatisierung des Themas Suizid wird sich auch ein breites kommunales Netzwerk „Suizidprävention“ widmen, das noch in diesem Jahr in Frankfurt gegründet werden soll. Soziale Trägervereine, Alten- und Pflegeheime, Fachkliniken, Krankenkassen und Psychiatrieerfahrene werden gemeinsam mit anderen die Angebote in Frankfurt koordinieren und ihre Stimme gemeinsam erheben. Aktionen beispielsweise zum Weltsuizidpräventionstag am 10. September wird das Netzwerk planen und Verbindungen zur Landes- und Bundesebene knüpfen.
Psychiater Thomas Götz selbst engagiert sich in der neu gegründeten Arbeitsgruppe „Kommunen und Suizidprävention“ im Nationalen Suizidpräventionsprogramm. Auch die Arbeitsgruppe wird Sprachrohr sein und das weltweite Ziel der World Health Assembly verfolgen, die Suizidrate bis 2020 um zehn Prozent zu senken. „Wir möchten den Fokus auf das gesund Älterwerden richten“, sagt Götz. Je mehr das Thema Lebensmüdigkeit und Suizid entstigmatisiert wird, je mehr Informationen fließen, desto leichter fällt es Betroffenen, Hilfe zu suchen und zu finden.
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