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Ab 2024 sollen in der Kirche St. Michael im Frankfurter Nordend Urnenbeisetzungen stattfinden. Es gibt bereits erste Interessenten.

Foto: Meixner, Schlüter, Wendt

Lange wurde darüber beraten, nun geht es los: Die denkmalgeschützte Trauerkirche St. Michael wird Hessens erste Begräbniskirche, ein sogenanntes “Kolumbarium”. Für insgesamt 3,1 Millionen Euro, von denen das Bistum Limburg 1,4 Millionen Euro trägt, wird der Kirchenraum so umgebaut, dass künftig 2500 Urnen darin Platz finden werden. Der Rest wird über den Verkauf der Urnenplätze finanziert.
Eine klassische Kirche ist St. Michael schon seit dem Jahr 2007 nicht mehr, 2015 wurde sie zum “Zentrum für Trauerseelorge” umgewidmet. Hier stehen die Themen Sterben, Trauer und Tod im Zentrum. Es ist gleichermaßen ein Ort für Trauernde und Verstorbene wie auch eine Begegnungsstätte für Menschen, die sich mit dem Tod auseinandersetzen wollen.
Für die Begräbniskirche erhält das zurzeit weitgehend leere Kirchenschiff 2,50 Meter hohe Urnenwände, die bei Bedarf nachverdichtet werden können, so sieht es der Siegerentwurf des Frankfurter Architekturbüros Meixner, Schlüter und Wendt vor, das den Wettbewerb für sich entscheiden konnte.
Bestatten lassen können sich hier, auf Hessens erstem Indoor-Friedhof, jedoch nicht nur für Katholik:innen, sondern alle, die einen geschützten Raum suchen. Gut 2650 Euro kostet ein Platz in Hessens erstem Indoor-Friedhof für eine Ruhezeit von 15 Jahren. Außerdem gibt es 500 Plätze für Menschen mit geringem Einkommen, die je 1500 Euro kosten sollen. Bei den Preisen orientiert sich das Bistum, das der Träger des Projekts ist, an den Preisen für Urnengräber auf den städtischen Friedhöfen. Auf diesen zeigt sich übrigens bereits seit einigen Jahren ein Wandel bei den Bestattungen: Der Trend zur kostengünstigeren Urnenbeisetzung anstelle des traditionellen Erdgrabs: „80 Prozent aller Beisetzungen in Deutschland sind aktuell bereits Urnenbeisetzungen“, sagte Verena Maria Kitz, die Leiterin des angeschlossenen Zentrums für Trauerseelsorge, bei der Präsentation des Konzepts. Das habe finanzielle Gründe, ist aber in Zeiten häufiger Umzüge oft auch eine Frage des Sich-Kümmern-Könnens um ein Erdgrab.
Begräbniskirchen, auch Kolumbarien genannt, haben viele Vorteile: Die Urnen werden in einem geschützten Raum aufbewahrt, es gibt kein Grab zu pflegen, der Trauerraum ist überdacht und barrierefrei – und im Fall des Trauerzentrums gibt es auch noch immer eine Ansprechperson, die Aufsicht in der Kirche führt und die für ein Gespräch zur Verfügung steht.
Ende des Jahres 2023 beginnt die Bauphase für die Begräbniskirche. Sie dauert voraussichtlich zehn Monate und soll im Herbst 2024 abgeschlossen sein. Fünf Architekturbüros waren zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen, in dieser Woche werden die Entwürfe auf großen Schautafeln der Öffentlichkeit präsentiert. Dafür ist die Kirche St. Michael bis Samstag, 11. März, täglich von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag sind die Architektinnen vor Ort und stellen ihren Siegerentwurf um 16 Uhr vor.