Am Samstag, 4. Februar, öffnet der zukunftsorientierte und energetisch nachhaltige Neubau des varisano Klinikums Frankfurt-Höchst die Türen für die Patient:innenversorgung. Rund 1600 Mitarbeitende aus Medizin, Pflege sowie Administration beziehen dann die aktuell in Hessen modernsten Arbeitsplätze, die ein Krankenhaus bieten kann.
Am gestrigen Montag, 23. Januar, gut zwei Wochen vor dem geplanten Umzug in den Neubau, luden die Stadt Frankfurt und die Klinikleitung Vertreter:innen aus Politik, Unternehmen und der Baubeteiligten zur offiziellen Eröffnungsfeier sowie Schlüsselübergabe in die weltweit erste Klinik mit Passivhaussiegel ein. Kai Klose, Hessischer Minister für Gesundheit und Soziales, sowie Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit der Stadt, ließen es sich nicht nehmen, diesen besonderen Krankenhausneubau gemeinsam mit der Klinikgeschäftsführung sowie Vertretern der Baufirmen zu eröffnen.
„Die Bevölkerung der Region erhält mit diesem Neubau ein hochmodernes Krankenhaus mit besten Versorgungsmöglichkeiten. Gleichzeitig wird eine der größten Baumaßnahmen an einem Krankenhaus in Hessen abgeschlossen. Das Land hat sich daran ganz erheblich beteiligt und bereits 2008 insgesamt 43 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, die später auf fast 55 Millionen Euro aufgestockt wurden. Diesen Neubau in Passivhaus-Bauweise zu errichten, war eine mutige, gleichzeitig aber auch sehr kluge Entscheidung: Krankenhäuser haben einen enormen Energiebedarf – daher ist es umso wichtiger, auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu setzen“, sagt Klose.
Stadtrat Majer ist glücklich über diesen Neubau: „Auch wenn die Patient:innen und die Beschäftigten des Klinikums viel Geduld aufbringen und eine lange Baustellenzeit aushalten mussten, ist dieser Neubau jetzt mit seiner hochmodernen Medizintechnik, seinen komfortablen Höchster Zimmern und seinem herausragenden Passivstandard absolut auf der Höhe der Zeit und wird nun allen zu Gute kommen. Die Corona-Pandemie hat wieder einmal überdeutlich gemacht, dass Krankenhäuser der Maximalversorgung echte Daseinsvorsorge sind. Und dass diese in öffentliche Hand gehören. Für die Stadt Frankfurt ist es das größte Hochbauprojekt der letzten Jahrzehnte. Und für die Region ist es ein Leuchtturm der Zusammenarbeit in der Krankenversorgung.“
„Ich freue mich unendlich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unsere Patientinnen und Patienten, dass der Klinikneubau endlich seiner Bestimmung übergeben wird. Er ist ein Quantensprung für alle und schafft eine erstklassige Arbeitsumgebung sowie allerbeste medizinische und bauliche Bedingungen“, sagt Martin Menger, der Vorsitzende der Geschäftsführung der varisano Kliniken Frankfurt-Main-Taunus und ergänzt: „Die Krankenhausbranche in Deutschland steckt aktuell in schwierigen Fahrwassern. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit einem derartigen Neubau und der Verbundlösung auch diese gut durchschiffen werden.“
Das moderne Klinikgebäude bietet Platz für fast 700 Betten und vereint Komfort und medizinisch-technischen Fortschritt. Das Herzstück, der neue OP-Trakt, umfasst zehn Säle sowie einen Hybrid-OP für schonende, minimal-invasive Eingriffe. Die neueste Medizintechnik im Neubau des Maximalversorgers im Gesamtwert von 30 Millionen Euro ermöglicht eine Patientenversorgung und professionelle Arbeitsabläufe auf höchstem Niveau. Modernste Geräte, die durchdachte Infrastruktur, gepaart mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, bringen viele Verbesserungen für Patientinnen sowie Patienten und die Belegschaft mit sich.
Ein Stockwerk nur für die (werdende) Familie und Kinder
Der dritte Stock gehört allein den werdenden und frischgebackenen Eltern sowie den Kindern. So sind direkte Wege nicht nur für alle an der medizinischen und pflegerischen Versorgung Beteiligten, sondern auch die Eltern und Kinder gewährleistet. Ein speziell konstruierter Dachspielplatz sorgt für Abwechslung der kleinen Patienten. Für die jährlich knapp 2300 Geburten stehen vier Kreißsäle zur Verfügung, einer davon mit Gebärbadewanne.
Auf den durchgängig mit Ein- und Zwei-Bett-Zimmern und jeweils eigenem Bad ausgestatteten Stationen kommt der Passivhausstandard den Bedürfnissen von Patienten und Besuchern besonders entgegen. In den Patientenzimmern soll die Temperatur konstant angenehme 22 Grad betragen. Wie Majer betont, können in der Passivhaus-Klinik selbstverständlich die Fenster geöffnet werden. Wegen der integrierten Innenlüftung ist dies aber nur in bestimmten Situationen nötig. Eine weitere Besonderheit ist das „Höchster Zimmer“, das von den Pflegenden mitentwickelt wurde. Das höhere Achsmaß ermöglicht, das hintere Bett bei Bedarf aus dem Zimmer zu schieben ohne den vorderen Bettnachbarn zu stören. Dies ist eine enorme Arbeitserleichterung für die Mitarbeitenden.
In der Altersmedizin geht´s auf die Zeil
Auch eine steigende Zahl älterer, zum Teil dementer Patient:innen wurde berücksichtigt. Übergroße Raumnummern, regionale Zimmer- und Flurnamen sowie liebevoll ausgewählte Bildmotive auf der Station für Altersmedizin sorgen für Erleichterung bei der Orientierung, wie etwa die Zeil oder bekannte Höchster Sehenswürdigkeiten.
„Wir freuen uns, das Haus nun übergeben und seinem eigentlichen Zweck überstellen zu dürfen, ein wichtiger und sehr notwendiger Schritt zur Modernisierung dieses Campus und der Sicherstellung der medizinischen Versorgung in einem angemessenen Rahmen. Wir wünschen den Betreiben, Nutzerern und Patienten des Hauses Glück, Erfolg, und vor allen Dingen – das ist das große Ziel – Gesundheit“, erklärt Frank Thiesen, Vorstand Operations von Zech Hochbau. Er erinnerte im Rahmen der feierlichen Schlüsselübergabe daran, wie komplex ein solcher Bau ist und wie hoch die Anforderungen an den Generalunternehmer waren. „Es hat sich herausgestellt, dass ein Haus dieser Größe und Komplexität eben nicht Jahre vorher komplett durchgeplant und dann einfach gebaut werden kann, sondern Anpassungen, Nutzerwünsche, technischer Fortschritt im Bereich Medizintechnik, geänderte Vorschriften berücksichtigt werden wollen. Die Beschränkungen durch die Pandemie, die Störungen der Lieferketten, die weitere Verschärfung durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine taten ein Übriges“, führte der Vertreter des mit dem Bau beauftragten Generalunternehmens aus. Insgesamt haben auf der Baustelle mehr als 3200 Menschen aus mindestens 18 Nationen am Klinikum gearbeitet, in der Spitze über 400 gleichzeitig.
„Der Höchster Neubau ist in seiner Kombination an energieeinsparenden Maßnahmen ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt. Es ist nicht nur das erste im Passivhaus-Standard zertifizierte Klinikum, sondern gleich ein Maximalversorgerkrankenhaus. Damit unterstreicht die Stadt Frankfurt den Anspruch, die Passivhaushauptstadt Europas, wenn nicht sogar der Welt, zu sein. Die Herausforderung der Aufgabenstellung, bei der die Vision zur Mission wurde, sowie der damals neuartige Ansatz ist heute aktueller denn je. Unsere Zeit ist durch steigende Energiepreise und die Folgen des Klimawandels gekennzeichnet, sodass das zertifizierte Passivhaus-Klinikum sicherlich schon bald zahlreiche Nachahmer finden wird“, hebt Björn Bischoff, Architekt und geschäftsführender Gesellschafter der wörner traxler richter planungsgesellschaft, bei der Schlüsselübergabe hervor.
Maximalversorgung gepaart mit „Heilender Kunst“
Um den Patienten und Besuchern trotz der enormen Größe des Neubaus ein Gefühl von Geborgenheit zu bieten, wurden die Wände der 160 Meter langen Magistrale sowie Stationen nach dem Konzept der „Heilenden Kunst“ gestaltet. Hierbei rücken Strukturen und Details aus der Natur – insbesondere der Blumen- und Pflanzenwelt – in den Fokus. Die Verfremdung von Blüten und Blättern mit einer an ein Kaleidoskop erinnernden Optik trägt dazu bei, Betrachter zum Nachdenken anzuregen. Wie Studien zeigen, empfinden Patienten Bildmotive mit Landschaften und Naturszenen als beruhigend. Angst und Stress werden reduziert und Schmerzen werden deutlich schwächer empfunden.
In den Neubau in der Windthorststraße ziehen fast alle stationären Bereiche des Klinikums – bis auf die Klinik für Augenheilkunde, die Klinik für psychische Gesundheit, das Sozialpädiatrische Zentrum und das Zentrallabor, die noch in anderen Gebäudeteilen auf dem Campus untergebracht sind. Für die Zentralsterilisation sowie die Personalcaféteria, die ihren neuen Platz im zweiten Bauabschnitt erhalten, sind Interimslösungen auf dem Klinikgelände geschaffen worden.
Über den Neubau
Der aus vier Querriegeln bestehende Klinikneubau in Passivhausbauweise hat eine Bruttogeschossfläche von rund 79.000 Quadratmetern und eine Nutzfläche von rund 34.450 Quadratmetern. Er bietet Platz für 675 Betten und 40 tagesklinische Plätze. In die neue Wagenhalle vor der Notaufnahme passen sechs Rettungswagen gleichzeitig mit ausreichend Rangiermöglichkeiten. Ein Hubschrauberlandeplatz befindet sich auf dem Dach. Das Gebäude mit einem Investitionsvolumen von rund 260 Millionen Euro wurde im Sommer 2022 für seine energetisch vorbildliche Bauweise als weltweit erstes Krankenhausgebäude mit dem Passivhaussiegel ausgezeichnet.
Weitere Informationen: neubau-klinikum-frankfurt.de oder varisano.de