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Stadt Frankfurt am Main verurteilt Angriff und ruft zu Solidarität auf.

Am gestrigen Donnerstag, 29. Juni, ist es zu einem antisemitischen Übergriff auf eine jüdische Besucher:innengruppe vor der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle gekommen. Die Großmarkthalle, die mittlerweile auch Teil der neuen Europäischen Zentralbank ist, erinnert an die Deportation von Jüd:innen aus Frankfurt während der Zeit des Nationalsozialismus.
Der Vorfall begann mit verbalen Einschüchterungsversuchen ausgehend von einer Gruppe Jugendlicher und endete im Wurf einer Flasche, die nur knapp den Kopf einer Teilnehmerin der jüdischen Besuchergruppe verfehlte.
Der Angriff wurde von der Stadt Frankfurt noch am gleichen Tag wegen versuchter Körperverletzung zur Anzeige gebracht.  
Oberbürgermeister Mike Josef hat mit großem Entsetzen vom Angriff auf die internationale Besucher:innengruppe gehört und sagt: „Das ist völlig inakzeptabel, deshalb hat die Stadt auch Strafanzeige gestellt. Ich verurteile diesen antisemitischen Angriff, dagegen werden und müssen wir ganz klar vorgehen.“ Josef ergänzt: „Der heutige Vorfall zeigt, dass der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus ein immerwährender ist, leider auch in unserer Stadt. Ich bin Stadträtin O’Sullivan dankbar, dass sie sofort gehandelt hat.“
Uwe Becker, Hessischer Antisemitismusbeauftragter, äußert sich: „Die Hemmungslosigkeit, mit der hier an der Gedenkstätte Juden antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden, verurteile ich auf das Schärfste. Dass gerade Menschen, deren Familien in Frankfurt in der Zeit des Nationalsozialismus schreckliches Unrecht angetan wurde, ausgerechnet an diesem Ort so attackiert wurden, ist besonders schlimm und beschämend. Die schnelle und klare Reaktion der Stadt Frankfurt begrüße ich sehr, denn sie zeigt, wie ernst man diesen judenfeindlichen Vorfall nimmt. Ich hoffe, dass man den Tätern zügig habhaft wird und mit der vollen rechtlichen Konsequenz gegen sie vorgeht.“

Die Besucher:innengruppe war im Rahmen des städtischen Besucherprogramms für Kinder und Enkelkinder von in Frankfurt geborener Juden und solchen, die politischer oder religiöser Verfolgung ausgesetzt waren, zu Besuch an der Erinnerungsstätte.
„Wir sind zutiefst entsetzt. Dies war kein blöder Jugendstreich, sondern Hass gegen als Juden erkennbare Besucher unserer Stadt. Hatten wir noch am vergangenen Freitag mit einem fröhlichen Gemeindeschabbat unsere Feierlichkeiten zur Wiederbegründung unserer Gemeinde nach dem Ende des Nationalsozialismus begonnen, so zeigt sich, dass Licht und Schatten oft ganz nah beieinanderliegen. Ein Teil der Täter hat sich wohl bereits unmittelbar nach dem Angriff entschuldigt, aber damit können wir den Vorfall nicht einfach zu den Akten legen. Wir bieten diesen Jugendlichen das Gespräch an, um damit sie die Reichweite ihres Handelns verstehen. Frankfurt ist anders als es diese Jugendlichen heute gezeigt haben. Aber wir müssen als Gesamtgesellschaft alles dafür tun, dass dies so bleibt“, sagt Marc Grünbaum, Vorstand der Jüdischen Gemeinde.
Eileen O’Sullivan, die für das jüdische Besucher:innenprogramm zuständige Dezernentin, zeigt sich erschüttert: „Wir laden die jüdischen Besucherinnen und Besucher ein, um die Stätten der Kindheit und Jugend ihrer Eltern oder Großeltern aufsuchen zu können und möglichst positive Erfahrungen sammeln zu können. Durch den Vorfall werden die positiven Erinnerungen an Frankfurt sicher in den Hintergrund geraten. Darüber hinaus ist das auch sicher nicht repräsentativ für Frankfurt. Unserem Selbstverständnis und unserer Selbstverpflichtung, dass sich alle Gäste im Rahmen der Teilnahme sicher und wohlfühlen sollen, konnten wir nicht nachkommen. Das ist inakzeptabel. Daher bitten wir um Solidarität der Frankfurterinnen und Frankfurter mit ihren jüdischen Gästen.“

An die E-Mail-Adresse dasistnichtfrankfurt@stadt-frankfurt.de und unter dem Hashtag #DasIstNichtFrankfurt in den sozialen Medien können Solidaritätsbekundungen gesendet werden, die der Besucher:innengruppe bei ihrer Abreise am kommenden Dienstag mitgegeben werden sollen. Die 25-köpfige jüdische internationale Besuchergruppe ist noch bis Dienstag, 4. Juli, in der Stadt.