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Mit fast 400 Freiwilligen war auch die dritte Pflanzaktion am 17. Februar im Forstrevier Goldstein ein großer Erfolg

Foto: Stadt Frankfurt/ Holger Menzel

Fast mühelos dringt der Spaten in den feuchten Waldboden, einmal noch kurz die Erde anheben, dann ist das Pflanzloch für die junge Stieleiche vorbereitet. „Wir pflanzen hier die Zukunft unseres Stadtwaldes“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig: „Winterlinden, Vogelkirschen, Esskastanien, Flaumeichen und Stieleichen. Sie alle sind wärme- und trockenresistent. Nach den letzten Trocken- und Dürrejahren haben andere Arten hier kaum eine Chance. Drücken wir die Daumen, dass die ‚Neuen‘ nach dem vielen Regen gut anwachsen.“ Behutsam setzt sie den Setzling in das Pflanzloch, gibt Walderde dazu, einmal noch tritt sie die Erde fest, damit aus dem Setzling ein gerade wachsender Baum wird und weiter geht es zum nächsten Pflanzloch. „Ein gesunder Stadtwald ist unsere Versicherung für ein lebenswertes Frankfurt. Er ist grüne Lunge und Klimamaschine“, sagt die Umweltdezernentin.
Fast 400 Menschen haben sich zur dritten Pflanzaktion im Frankfurter Stadtwald am vergangenen Samstag, 17. Februar, angemeldet. Vereine, Familien, Gruppen von Freund:innen. Für jede:n gibt es acht Bäume zum Pflanzen, unterstützt werden sie dabei von Mitarbeitenden aus dem StadtForst. Sie freue sich, so Heilig, dass die Sorge um die Gesundheit des Frankfurter Stadtwaldes auch in großen Teilen der Bevölkerung angekommen sei. Es gebe viele Anfragen von Schulen, Privatleuten oder auch Unternehmen, die die Arbeit des StadtForstes unterstützen wollen. Mit Geldspenden oder auch ganz praktisch in ihrer Freizeit an Pflanzaktionen wie diesen.
2019 hatte die Dezernentin gemeinsam mit dem Grünflächenamt und dem StadtForst das erste Mal zu einer stadtweiten Pflanzaktion aufgerufen. Seitdem hat der Klimawandel erbarmungslos an Fahrt aufgenommen. Mehr als 98 Prozent der Bäume im Stadtwald sind krank oder bereits tot. Hier am südlichsten Zipfel des Stadtwaldes im Forstrevier Goldstein, nahe Zeppelinheim, standen bis vor kurzem Kiefern. Jetzt sollen auf der Fläche, die etwas kleiner als ein Fußballfeld ist, 3000 Setzlinge klimaresilienter Arten gepflanzt werden. Sie stammen aus einer Frankfurter Baumschule und kennen also das heimische Klima. Damit der „Pflanzschock“ trotzdem gering bleibt, werden ihre Wurzeln vor dem Pflanzen in ein biologisch-abbaubares Wurzelgel getaucht. Das gibt nicht nur Nährstoffe an den Setzling ab, es speichert auch Wasser. Eine Starthilfe und Rückversicherung für möglicherweise trockene Monate im ersten Wuchsjahr.
„Der Wald unserer Enkel:innen wird ein anderer sein als der, den wir kennen. Wir befinden uns in einem Wandel, in einer Testphase. Strategien, die für den Wald lange galten, gelten nicht mehr. Wir müssen Neues ausprobieren“, erklärt Heilig. Dafür hält die Stadt in einem „Sonderprogramm Zukunft Stadtwald“ finanzielle Mittel bereit. Frankfurt schaut aber auch über Stadt- und Ländergrenzen hinweg: Beim dritten Waldkongress in Frankfurt am Donnerstag, 22. Februar, tauschen sich Wissenschaftler:innen sowie Expert:innen aus Forstbetrieben und Hochschulen aus ganz Deutschland über ihre Erkenntnisse zur Zukunft der kommunalen Wälder aus. „Die jungen Setzlinge im Revier Goldstein sind Teil dieser Zukunft“, sagt Heilig. Ob sie zu gesunden Bäumen heranwachsen, dass sei gesichert aber erst in sieben bis zehn Jahren zu sagen.